Das Dorf Máréfalva
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Dorf Máréfalva gehört zusammen mit einigen wenigen weiteren Dörfern Siebenbürgens zu den letzten Gebieten Europas, wo eine weitgehend traditionelle Landwirtschaft erhalten geblieben ist.

Viele Elemente der Dreizelgenwirtschaft, die Europa über ein Jahrtausend geprägt hat, sind hier noch sichtbar. Die meisten Arbeiten werden auch heute noch von Hand und mit Pferden oder selbst mit Kühen oder Ochsen erledigt. Die Betriebe produzieren vorwiegend für den Eigenbedarf, nur ganz wenige Produkte werden lokal am Markt verkauft.

Erhalten geblieben sind auch die enorm reichhaltige Flora und Fauna, welche diese „alte“ Form von Landbewirtschaftung ohne jeglichen Naturschutz und im Wesentlichen auch ohne landwirtschaftliche Ökoprogramme bis heute ermöglicht, genutzt und erhalten hat.

Investitionen werden mangels finanzieller Mittel seit langem so gut wie keine mehr getätigt. Viele Gebäude und Maschinen sind entsprechend in einem sehr schlechten Zustand und stark veraltet. Tatsächlich ermöglicht diese Form von Landwirtschaft heute keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

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Es ist eine Frage von wenigen Jahren, bis die traditionelle Landwirtschaft auch in diesen Dörfern verschwunden sein wird, mit entsprechenden Konsequenzen für die Dorfgemeinschaft, die Landschaft und die Biodiversität.

Die Landbewirtschaftung wird entweder aufgegeben, die Flächen verbuschen dann rasch und werden wieder zu Wald. Günstiger gelegenes, produktiveres Land wird teilweise auch von grösseren Betrieben oder zur Kapitalanlage von Auswärtigen zusammengekauft und beispielsweise mit Schafen überweidet oder intensiv ackerbaulich genutzt. Beides führt zu einem dramatischen Verlust an Arbeitsplätzen, Produktivität, Landschaftsstrukturen und Artenvielfalt.

Was unterscheidet die Situation der Bauern in den kollektivierten Gebieten von den wenigen verbliebenen Dörfern wie Máréfalva?

Die landwirtschaftlichen Strukturen sind in den kollektivierten Gebieten zumindest teilweise so, dass sie eine einigermassen wirtschaftliche Produktion erlauben.

Dafür gibt es praktisch keine eigentlichen Bauern mehr, sondern lediglich noch ein paar Angestellte eines oder weniger Grossbetriebe, und in den Dörfern herrscht entweder eine hohe Arbeitslosigkeit, oder es hat eine starke Auswanderung stattgefunden.

Zudem sind die traditionellen, über fast ein Jahrtausend gewachsenen Landschafts- und Landwirtschaftsstrukturen weitgehend zerstört worden.

Die Bevölkerungszahl von Máréfalva dagegen ist seit Jahrzehnten stabil (um 1800 Einwohner), fast alles Land wird noch immer bewirtschaftet, die Landschaft weist eine einzigartige Vielfalt und Qualität auf, und die Biodiversität ist enorm hoch.

Es gibt kaum Kriminalität, dafür ein weit überdurchschnittlich lebendiges Dorfleben, bei dem die Tradition grossgeschrieben wird, mit Kulturhaus, einem Dorfmuseum und einzelnen vom Dorf organisierten Veranstaltungen. Das Kulturleben ist schon rein äusserlich an den überall präsenten kunstvoll verzierten Torbögen entlang den Dorfstrassen sichtbar, die bis heute der Stolz jeder Familie im Dorf sind.